Mariupol unter Beschuss

Witalij Tschenskyj

1. Kabakin

„Weißt du noch, wie die bei uns die Stadtverwaltung eingenommen und die Flagge der Donezker Volksrepublik gehisst haben?“, erzählt Kabakin, den ich schon zehn Jahre nicht mehr gesehen habe. „Und wir sitzen bei mir zu Hause und saufen. Da kommt der Bruder meiner Frau und sagt: ‚Ich komme gerade von der Stadtverwaltung.‘ ‚Und, was ist da los, erzähl mal?‘ ‚Na was schon, die diskutieren rum, wer Bürgermeister werden soll, wer was leiten soll … Willst du nicht?‘, fragt er mich. Und ich, schon ganz besoffen, sag: ‚Na los, nix wie hin!‘ ‚Und du fährst?‘ Ich sag: ‚Ja, los, komm‘. Scheiß drauf, dass meine Frau mich abhalten wollte: ‚Lass uns lieber hier bleiben‘.“
„Bürgermeister, Scheiße, Mann!“, brüllt Schkar. „Bürgermeister, von Mariupol, Alter!“
Wir brüllen los.
„Also, da kam dann so ein Opi, der wollte da die Führung übernehmen“, setzt Kabakin seine Geschichte fort. „Den haben sie schnell plattgemacht. Nach drei, vier Wochen saß der schon.“
„Wie, das hat mehrere Tage gedauert?“, hake ich nach.
„Nee, die haben zwei, drei Wochen hier rumgesessen.“
„Und du, Kabakin, hättest das auch gekonnt, ja.“
Wir lachen.
„Mit mir wäre vielleicht alles ganz anders gekommen“, sagt er. Soll wohl ein Witz sein.
„Klar, du würdest jetzt hinter Gittern sitzen“, kontert Schkar.
„Vielleicht hättest du die Lage ja unter Kontrolle gebracht?“
„Klar, anstelle von Donezk wäre jetzt Mariupol das Bollwerk des Donbass …“
„Mariupoler Volksrepublik.“
„MVR wäre das jetzt.“
Wir lachen wieder. Wir müssen einfach nur lachen.
„Und dann ist ,Asow‘ gekommen, ja?“, frage ich.
„Ja. Und wir haben den Abend davor auch gesoffen.“
Wir lachen.
„Nee, also noch davor, da wollte ich mich evakuieren lassen. Das war schrecklich. Als die Bullen weg waren und die angefangen haben, alles zu zerdeppern … die Läden zu plündern.“
„Wer hat da was zerdeppert?“, frage ich.
„Na diese Typen.“
„Mariupoler Volksrepublik.“
Wir lachen.
Kabakin war damals natürlich gar nicht zum Lachen zumute. Er hat auf dem Hauptplatz eine Bude mit allem möglichen Krempel. Ich nehme mal an, die Sorge um sein Familienunternehmen hat Kabakin veranlasst, sich auf seine kleinbürgerliche Klassenposition zu besinnen und sich aus der aktiven Politik zurückzuziehen. Von dem Traum von einer himmlischen MVR, dem Reich der Gerechtigkeit und der russischen Sprache, musste er sich verabschieden. Aber auch die schmierigen Klauen des Nationalbewusstseins wollte er nicht nach seiner Seele greifen lassen. Dafür war sein tiefer Hass auf die Amis, die diese Klauen zweifellos bewegten, einfach zu groß. Nein, er hatte Noam Chomsky nicht gelesen. Die Gefahr des amerikanischen Neoliberalismus, der zu einer Welttyrannei führt, hatte Kabakin schon vor vielen Jahren intuitiv erkannt. Wir hatten uns irgendwann mal zum Saufen getroffen. Und da kommt er aus dem Laden gelaufen, mit einer doppelten Dosis Wodka und freudigem Geschrei: „Meine Fresse! Habt ihr gesehen, wie Amerika zerschmettert wird?! Habt ihr das gesehen?!“ Das war am 11. September 2001.
„Das Stärkste ist dann am 9. Mai passiert“, erzählt Kabakin weiter. „Als wir befreit wurden. Als ‚Asow‘ die Stadtverwaltung zerdeppert hat. Die ist in Flammen aufgegangen und diese ganze Volksrepublik ist auf die Georgijewska umgezogen. Das siebente oder sonst wievielte Unigebäude. Dort haben sie ihren Stab eingerichtet. Die Kreuzung mit Autoreifen blockiert. Niemanden durchgelassen. Und das ist nach dem neunten noch einen Monat so weitergegangen.“
„Aha. Die haben sich also nach dem neunten noch gehalten?“
„Ja. Und im Sommer sind die ,Asow‘ dann über die Lenin bis zur Kreuzung mit der Georgijewska gefahren. Und von da haben sie dann von den LKWs gefeuert. Die hatten Großkalibergewehre. Einer ist rangefahren, die haben einen Streifen abgedonnert, dann ist er weiter. Dann kam der nächste und weiter ging’s.“
„Und die von der MVR, womit haben die gefeuert?“
„Mit gar nichts. Die wurden den Tag davor evakuiert. Denen hatten sie gesagt: ,Ihr seid hier am Arsch.‘ Die haben sich fast alle verpisst. Fünf oder sechs Krüppel sind dageblieben, das Ganze bewachen … Die wurden plattgemacht und festgesetzt. Und so wurde Mariupol befreit.“
Lacht.


2. Arsenij und Lesch

„Weißt du, ich bin da vor zwei Jahren mal in so eine Sache reingeraten, als das alles angefangen hat …“, erzählt Arsenij. „Ich und Andrjucha. Wir sind da hingefahren … Unsere Jungs waren da bei der Militärkaserne. Da sollten wir irgendwas abgeben. Wir standen am Eingang und die Militärs waren ja gerade alle abgehauen und da wurde geplündert. Ich sag dir – das Tor sperrangelweit auf und alles wird rausgetragen.“
Wir lachen.
„Die Autos fahren da einfach so rein. Und ich sage: ,Was ist denn hier los?‘ Na los, komm …“
Arsenij hatte ich zufällig 2016 am Stadion Iljitschjowez getroffen. Gerade war der blökende Sänger Wakartschuk mit seiner Band Okean Elsy nach Mariupol gekommen, um hier den Patriotismus zu fördern. Arsenij war von seiner Frau mitgeschleppt worden und ich von Lesch. Ich erzähle erst mal von Lesch.
Ich hatte überhaupt keine Lust, mich in die verrückte Schlange der Fans von pathetischem Pop einzureihen und so drehten wir in der Nähe des Sportkomplexes unsere Runden und diskutierten über den Krieg. Lesch ist mein bester Freund, aber an diesem Abend bemerkte ich auf einmal eine Art Fernsehstarsinn in seinen proukrainischen Überzeugungen. Der Mann machte völlig dicht. Mein vielleicht falscher, aber völlig harmloser Vorschlag, die Dinge mal von einer, sagen wir, etwas anderen Seite zu betrachten, wurde von ihm äußerst aggressiv aufgenommen. Lesch war eindeutig auf einen Krieg mit Eurasien eingestellt und einen Moment lang fürchtete ich sogar, dass er mich gleich wegen Gedankenverbrechen seinem Bekannten in Tarnanzug übergeben würde, dem wir zufällig über den Weg liefen. Also im Marketing gibt es ja diesen Begriff des Impulskaufs. Da kauft man irgendwas in Kassennähe und bereut es dann. Nun weiß ich nicht, ob Marketingexperten auch in Frontnähe arbeiten, aber Impulsübergaben sind schon vorgekommen. Lesch ist natürlich mein Freund, aber der Krieg ist doch der Raum des Unvorstellbaren … Ähm ja … Na, ist noch mal gut gegangen. Und da kommt uns Arsenij entgegen, der auch keine Lust auf die verschwitzte Menge hatte, die da schrie: „Kampflos ergeb ich mich nicht!“
„Wir also los“, setzt er seinen fesselnden Bericht fort. „Sind da rein. Und da geht’s echt wild zu. Die Heizkörper werden rausgebrochen für Altmetall. Die Plastikfenster rausgekloppt. Ich höre dieses Bumm. Bumm. In der Kaserne. Die machen einfach alles kaputt. Bumm. Bumm. Einfach so. Und wir, also uns wird ganz anders. Und ich so: ,Also was soll denn das?!‘ Ich geh da rein und sag: ‚Was soll das, Leute? Was macht ihr da?!‘
„Hättest du dir sparen können“, bemerkt Lesch.
Wir lachen.
„Ja, ich sag wirklich zu denen: ,Seid ihr denn noch bei Verstand! He! Wo willst du mit der Kiste hin?!‘ Da trägt nämlich einer eine Kiste mit Feldspaten zum Ausgang. Und ich bin echt schon kurz vorm Durchdrehen, verstehst du. Ich stürze auf ihn zu, greife mir einen Feldspaten: ,Ich schlag dir gleich den Schädel ein! Lass das fallen!‘ Er schmeißt die Schaufeln hin. ,Sieh zu, dass du wegkommst, Mann!‘ Ich jage ihn weg, er haut ab. Ich sag: ,Andrjucha, mach das Tor zu!‘ Andrjucha macht das Tor zu. Verriegelt es. Ich brülle los: ,Seht zu, dass ihr Land gewinnt!‘ Und schwinge den Spaten, rufe: ,Ich mach’ gleich Hackfleisch aus Euch!‘ Ich jag die also raus. Da fährt ein Auto zum Tor. Vollgepackt. Ich zu denen: ,Aufmachen, alles raus.‘ Also, die haben das ja alles gesehen. Laden Berge von Zeug aus dem Kofferraum. Ich lass sie raus. So nach einer dreiviertel Stunde war ich fertig.“
Wir lachen.
„Und dann hast du das alles aufgesammelt und verkauft“, witzelt Lesch.
Arsenij ignoriert ihn: „In einer dreiviertel Stunde hab ich da fünfzig Leute weggejagt. Mit einem Feldspaten.“
„Und hattest du Schiss?“, frage ich.
„Eigentlich nicht, weißt du. Irgendwie hab ich die Meute in den Griff gekriegt.“
Wir lachen.
„Aber wenn da so einer gekommen wäre und gesagt hätte: ,Du, jetzt hör mal zu!‘“, sagt Lesch.
„Na, einer von der Sorte war da. Den hab ich aber auch in den Griff gekriegt.“
Wir lachen.
„Und dann sind drei in Sturmhaube gekommen. So Revolutionäre. Nach Waffen suchen. Irgendwie war mir klar, dass ich die allein nicht verjagt kriege. Die sind dann irgendwohin … Waffen haben sie keine gefunden und als sie dann zurückkamen, hab’ ich ihnen Spaten gegeben und da waren sie auf meiner Seite.“
Wir lachen.
„Also so war das. Eine Lebenserfahrung. Interessant. Danach war ich aber ganz schön erschöpft. Als ob ich einen ganzen Waggon voller Säcke abgeladen hätte. Und Andrjucha sagt dann so zu mir: ,Da hast du ja eine Passion an den Tag gelegt! Passion, genau! Ich hab dir zugeguckt und da ist mir diese Theorie von der Passionarität wieder eingefallen.‘“
Wir lachen.
„Und was ist mit dem Bürgerkonflikt? Dem Bürgerkrieg?“, will Lesch wissen, dem unser jüngster Disput keine Ruhe lässt. „Wie ist das jetzt mit der anderen Seite, die da geplündert hat? Prorussisch eingestellt, wenn ich das recht sehe. Oder proukrainisch?“
„Ist das nicht egal?“, lacht Arsenij.
„Ich will einfach nur wissen, wer da geplündert hat.“
„Also, ich glaube, wenn achtzig Prozent in Mariupol prorussisch sind, dann werden’s wohl solche gewesen sein.“
Offensichtlich braucht Lesch die Fähigkeit zum Doppeldenk, um weiter an seiner Auffassung festhalten zu können.
„Ach, ganz normales Gesindel“, resümiert Arsenij. „Ich zum Beispiel bin ein prorussischer Vollidiot mit Brief und Siegel. Und ich bin mit einem Spaten auf solche wie mich losgegangen.“
Wir lachen.


3. Der Dichter Woschtschjow

Der Dichter Woschtschjow säuft jeden Tag. Außerdem hat er einen alten Laptop.
„Du klingst wie in Watte gepackt“, sage ich zu ihm über Skype.
„Hab ja auch nur Watte im Kopf, was will man da erwarten“, antwortet Woschtschjow in tristem Frohsinn.
Wenn er weiter Gedichte schreiben und mit seinen Kollegen in Kontakt bleiben würde, wäre er vielleicht auf der richtigen Seite. Aber wegen des unschicklichen Zustandes seines Organismus und Bewusstseins ist Woschtschjow in den Mariupoler Intellektuellenkreisen zur Persona non grata geworden. Außerdem hat er im Suff mehrmals die feinfühlige Dichterin Adelaida Arens beleidigt, und jeder Versuch sich zu entschuldigen, wozu Woschtschjow unermüdlich Gelegenheiten sucht, macht alles nur noch schlimmer. Nun hat sogar Adelaidas Mann, der Mykola Chwyljowyj ähnelnde Dichter Daniil Ruschajlo, geschworen, ihm bei nächstbester Gelegenheit die Fresse zu polieren. Im Endeffekt hat Woschtschjow nun keinen Zugang mehr zu den progressiven Errungenschaften humanistischen Denkens, die Watte und andere unanständige Materialien umhüllen ihn in immer größer werdenden Zotteln. Für meinen Geschmack macht ihn das zu einem viel interessanteren Gesprächspartner als irgend so ein gestriegelter anerkannter „Künstler“, der treu ergeben seine Plattitüden herbetet. Woschtschjow merkt man einen primordialen Drang zur Wahrheit an. Mich inspiriert das.
Die Scheiße ist bloß, dass man ihn über Skype so schlecht versteht.
„Stalin wird doch sowieso mit Dreck beworfen“, sage ich zu Woschtschjow in Fortsetzung unseres Gesprächs. „Deshalb finde ich es natürlich langweilig, mich denen anzuschließen. Aber ich glaube, dass ich unter Stalin bestimmt gesessen hätte, weil ich auf dem Klo gern mal verbotene Literatur lese und auch ab und zu mal was schreibe. Sollen die den Schnauzebart ruhig stürzen, irgendwer muss ja die intellektuelle Routinearbeit erledigen.“
„Ich will doch die Stalinzeit gar nicht idealisieren, Witalik“, antwortet Woschtschjow aus den Tiefen seines digitalen Brunnens. „Da waren natürlich alle am Arsch. Aber ich finde, das Böse, das Stalin gemacht hat, das war irgendwie … na ja, vielleicht natürlicher und nicht dieses unmenschliche, völlig satanische Böse von Hitler. Überleg doch mal, Lampenschirme aus Menschenhaut oder Gaskammern. Das ist doch nun echt. Der reinste Satanismus.“
„Da hast du wohl recht“, antworte ich Woschtschjow, wobei ich seine neueste Erkenntnis gründlich abwäge. „Und was ist dann Stalin?“
„Ein Rowdy und Tyrann. Aber er ist rechtzeitig an die Macht gekommen, um Hitler zu besiegen. Das Böse konnte nur von einem anderen Bösen besiegt werden.“
Ich bin von Natur aus Idealist, weshalb mir Woschtschjows eigenwillige Denkrichtung gefällt.
„Meinst du den zweiten Weltkrieg?“
„Ja. Da haben zwei Uizraor miteinander gekämpft.“
„Zwei was?“
„Ui…a… schon mal gehört?“
Ich verstehe wieder kein Wort.
„Daniil Andrejew: Die Rose der Welt“.
„Sag noch mal den Namen.“
„Die Rose der Welt.“
„Nein. Sag das Erste noch mal.“
„U…ao…“
Scheiße, das ist echt nicht zu verstehen!
„Da haben zwei Ui…or gekämpft, der germanische und der russische. Die schon hunderte von Jahren miteinander gekämpft hatten …“
Was ist denn das, verdammte Scheiße!
„… haben also tausend Jahre gekämpft. Das ist eine mystische Geschichtsauffassung, aber ich glaube trotzdem, dass da was dran ist.“
Ich versuche kurz, mich zu sammeln. Vielleicht ist das mein Fluch. Irgendein schwarzes Karma, das mich daran hindert, schöne Dialoge über das Jenseitige zu führen. Verdammt noch mal …
„Woschtschjow“, sage ich zu Woschtschjow. „Kannst du jetzt mal kurz abwarten und nicht weitererzählen?“
„Was ist denn?“
„Mir ist es wirklich wichtig, dieses Wort genau zu verstehen. Kannst du das jetzt mir zuliebe noch mal Silbe für Silbe wiederholen? Ich bitte dich wirklich sehr.“
„Uiz. Raor.“
„Uiz. Ragor?“
„Raor.“
Ich gebe das, was ich verstanden habe, in Google ein. Von wegen.
„Ein unterirdisches Wesen, das mit jedem Volk, jeder Nation …stellt“, erklärt Woschtschjow. Als ob mir das die Scheißsuche irgendwie erleichtern würde.
„Ja, Mann! Uizraor?“, schreie ich fast verzweifelt.
„Na, irgendwie so“, sagt Woschtschjow, selber schon etwas verunsichert.
Uizraror. Uiz. Raor. Verfickt. Das war jetzt echt nicht leicht.
„Du hast also nichts gegen eine mystische Geschichtsauffassung?“, frage ich und atme durch.
„Nicht nur das. Ich habe das Gefühl, dass das stimmt.“
„Also dass das zwei dieser Uizraoren sind, ja?“
„Ja. Unterirdische kriegerische Würmer. Da gibt’s einen amerikanischen, einen germanischen. Jedes Volk hat entsprechend seiner Größe einen eigenen Uizraor. Und der sowjetische Uizraor hat den germanischen besiegt.“
„Und dann hat der amerikanische den sowjetischen besiegt?“
„Nein, nicht besiegt. Aufs Kreuz gelegt. Zumindest teilweise. Aber jetzt steht der sowjetische als russischer wieder auf. Und mir gefällt das, ehrlich gesagt, sehr. Der amerikanische ist ein Zerstörer. Der hat nur seinen eigenen Wohlstand im Sinn. Der russische ist mehr auf Aufbau ausgerichtet.“
„Sag mal, und unsere integralen ukrainischen Nationalisten, diese unterirdischen Dämonen … Haben die auch so was? Die haben doch auch so was mystisch Okkultes an sich, oder?“
„In sehr geringem Maße.“
„Wieso bestreitest du das?“
„Ich habe nicht das Gefühl“, antwortet Woschtschjow einfach. „Ich glaube, die sind einfach ein Plagiat, an dem irgendwer Geld verdient.“
Ich fände es natürlich gut, wenn unsere Nationalisten auch ihren starken und gefährlichen Uizraor hätten. Das wäre viel interessanter. Aber in diesem Fall verhindert die Watte die Entfaltung von Woschtschjows mystischem Denken. An die Existenz eines gemeinschaftlichen, unabhängigen und selbständigen europäischen unterirdischen Wurms glaubt er nicht.
Abends lade ich eine Raubkopie der „Rose der Welt“ runter und lese, während mir die Augen zufallen, dass irgendwann eine Zeit kommt, die allen „… ein materielles Auskommen und einen einfachen alltäglichen Wohlstand bringt und in der sich grundlegende moralische zwischenmenschliche Beziehungen überall einstellen und keinen einzigen Menschen ausschließen werden. Die These, dass für ausnahmslos jeden Menschen Beschäftigung, Erholung, Freizeit, ein ruhiges Alter, eine würdige Unterkunft, die Nutzung aller demokratischen Freiheiten und die Befriedigung der grundlegenden materiellen und geistigen Bedürfnisse gesichert sein sollte, nimmt zügig Gestalt an …“

Übersetzung aus dem Russischen: Lydia Nagel