Fünftes Deutsch-Ukrainisches Schriftstellertreffen
Eine Brücke aus Papier steht für den Austausch mit Schriftsteller*innen und Künstler*innen in einem Land, von dem wir zu wenig wissen, das uns aber schnell vertraut werden kann. Das Projekt entstand, als die Ukraine 2013/14 den Euromaidan, ein kämpferisches Bekenntnis zu Europa und zur Unabhängigkeit durchlebte, dann 2014 in einen bis heute andauernden Krieg gezwungen wurde, von dem man hierzulande nur wenig spricht. Dank der Beziehungen zu ukrainischen Schriftsteller*innen und Übersetzer*innen entwickelte sich ein intensiver Literaturaustausch über Sprachgrenzen hinweg. In jährlichen Treffen erfand sich die „Brücke aus Papier“ immer wieder neu. Mehrheitlich suchte sie ostukrainische Städte auf – eine von den Teilnehmenden selbst getroffene Wahl. Sie wünschten sich, mit Kultur den Alltag der Menschen, die in der Nähe des Krieges leben, zu durchbrechen und wollten erfahren, was sie bewegt.
Die diesjährige „Brücke aus Papier“, die sich mit Lesungen, Lyrik-Konzerten, Gesprächen, Vorträgen und einer Szenischen Lesung erstmals in Deutschland vorstellt, ist aus dieser Annäherung hervorgegangen. Zwar herrscht der Krieg als Thema vor, doch die junge ukrainische Literatur hat eine Sprache für das Unsagbare gefunden hat, eine Sprache, in der sie leuchtet und Mut macht. Die deutschsprachigen Schriftsteller*innen antworten im literarischen Zusammenschluss. Die literarischen Übersetzer*innen gehören diesem Bündnis ebenso an wie Künstlerinterventionen, in diesem Jahr die Kunstaktion „Single Star“ von Christian Schnurer, mit Stationen in Mariupol, München und Berlin, und die Ausstellung einzigartiger Papierarbeiten der Künstlerin Olena Turyanska aus Lwiw im Literaturhaus Berlin.
Deutschland
Guido Hausmann (Historiker), geb. 1960, lebt in Regensburg.
Nancy Hünger (Lyrik, Prosa), geb. 1981 in Weimar, lebt in Erfurt.
Esther Kinsky (Lyrik, Prosa), geb. 1956 in Engelskirchen, lebt in Berlin.
Bianca Kos (Prosa), geb. 1959 in Graz, lebt in Rijeka und Wien.
Alexander Milstein (Prosa, Kunst), geb. 1963 in Charkiw, lebt in München.
Petra Morsbach (Prosa, Essay), geb. 1956 in Zürich, lebt in Starnberg.
Marion Poschmann (Prosa, Lyrik), geb. 1969 in Essen, lebt in Berlin.
Kerstin Preiwuß (Lyrik, Prosa, Essay), geb. 1980 in Lübz, lebt in Leipzig.
Noemi Schneider (Prosa, Lyrik), geb. 1983 in München, lebt in Weiler / Allgäu.
Ukraine
Victoria Amelina (Prosa), geb. 1986 in Lwiw, lebt dort.
Juri Andruchowytsch (Prosa, Lyrik, Vocal), geb. 1960 in Iwano-Frankiwsk, lebt dort.
Oleh Kozarew (Lyrik, Prosa), geb. 1981 in Charkiw, lebt in Kiew und Charkiw.
Andrej Kurkow (Prosa), geb. 1961 in St. Petersburg, lebt in Kiew.
Taras Prochasko (Prosa), geb. 1968 in Iwano-Frankiwsk, lebt dort.
Wladimir Rafejenko (Lyrik, Prosa), geb. 1969 in Donezk, lebt in Kiew.
Oksana Sabuschko (Prosa, Essay, Lyrik), geb. 1960 in Luzk, lebt in Kiew.
Grigory Sementschuk (Lyrik), geb. 1991 in Lwiw, lebt dort.
Natalka Sniadanko (Prosa), geb. 1973 in Lwiw, lebt dort.
Olena Stiazhkina (Prosa, Essay), geb. 1968 in Donezk, lebt in Kiew.
Oksana Stomina (Lyrik, Reportage), geb. 1972 in Mariupol, lebt dort.
Natalia Voroschbit (Drama, Film), geb. 1975 in Kiew, lebt dort.
Serhij Zhadan (Prosa, Lyrik,Vocal), geb. 1974 in Starobilsk, lebt in Charkiw.
Künstlerische Leitung
Verena Nolte, München
Projektbetreuung
Anita Fellner und Anton Fellner (auf freiwilliger Basis)
Julia Owtscharenko, Dnipro
Eva Diamantstein, Berlin
Dolmetscher:innen
Juri Durkot, Lwiw
Halyna Kotowski, Lwiw
Moderation
Chrystyna Nazarkewytsch, Lwiw
Jurko Prochasko, Lwiw
Verena Nolte, München
Übersetzer:innen
Deutsch-Ukrainisch
Juri Durkot, Lwiw
Chrystyna Nazarkewytsch, Lwiw
Ludmila Nor, Lwiw
Sofiya Onuvriv, Berlin
Jurko Prochasko, Lwiw
Natalka Sniadanko, Lwiw
Natalija Schymon, Uschhorod
Nelia Vakhovska, Kiew
und weitere.
Ukrainisch–Deutsch\Russisch–Deutsch
Claudia Dathe, Berlin
David Drevs, München
Juri Durkot, Lwiw
Margarita Grinko, Siegen
Alexander Kratochvil, Berlin
Stefaniya Ptashnyk, Wien, Heidelberg, Lwiw \
Lydia Nagel, Berlin
Sabine Stöhr, Berlin
Maria Weissenböck, Wien
Wechselnde Veranstaltungsorte,
siehe Programmkalender.
Zentrum des Treffens
Lyrik Kabinett
Stiftung Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83a
80799 München
Das Treffen ist öffentlich und wird simultan gedolmetscht.
Eröffnung
von »Eine Brücke aus Papier«
20:00 Uhr – Muffatcafé
Konzert
Andruchowytsch & Karbido – Lithographien
11:00–13:00 Uhr
Exkursion
»Vom Junggesellen zum Dichterfürsten«
Thomas Mann in München
Ein literarischer Spaziergang mit Dirk Heißerer
Nur für Brücke-Teilnehmende
16:00 Uhr | HALLE 6
Kunstaktion
Gedenkplakette für Oleksandr Hnylytskyi mit der Künstlerin Lesja Zajac:
Dachauer Straße 110h, am Atelier, in dem der ukrainische Künstler von 1999 bis 2009 arbeitete.
19:00 Uhr | Lyrik Kabinett
Ukrainisch-Deutsche Lyriknacht
Mit Juri Andruchowytsch, Nancy Hünger, Esther Kinsky, Oleh Kozarew, Marion Poschmann und Serhij Zhadan
11:00 Uhr | Lyrik Kabinett
Vortrag – Guido Hausmann
»Kulturelle Vermittler zwischen der Ukraine und Deutschland im 20. und 21. Jahrhundert.«
Lesung
Olena Stiazhkina liest aus ihrem Roman »Мовою Бога / In der Sprache Gottes«
15:00 Uhr | Lyrik Kabinett
Lesung + Gespräch
Noemi Schneider liest »Mariupol-Gedichte«, Oksana Stomina, liest aus »Der Krieg kommt ohne Einladung – Ukrainische Tagebücher«, Alexander Milstein liest »Mariupol-Texte«
20:00 Uhr | Buchhandlung Lehmkuhl
Lesung + Gespräch
Mit Taras Prochasko und Petra Morsbach
15:00 Uhr | Lyrik Kabinett
Lesung + Gespräch
»Die Fremde sehen«
Natalka Sniadanko liest aus »Frau Müller hat nicht die Absicht, mehr zu bezahlen«
Bianca Kos liest aus »Das Mundstück«
Juri Andruchowytsch liest aus »Kleines Lexikon intimer Städte – München,1992«
20:00 Uhr | Import Export
Konzert
Serhij Zhadan & Mannerheimlinie – KONFISKAT
15:00 Uhr | Lyrik Kabinett
Lesung + Gespräch
Victoria Amelina liest aus ihrem Lemberg-Roman »Ein Haus für Dom«
16:00 Uhr
Andrej Kurkow liest aus »Kartografie der Freiheit«, Roman
19:00 Uhr
Lesefest
»Eine Brücke aus Papier« feiert die Freilassung von Oleg Senzow.
Mit Juri Andruchowytsch, Esther Kinsky, Bianca Kos, Oleh Kozarew, Andrej Kurkow, Alexander Milstein, Petra Morsbach, Taras Prochasko, Wladimir Rafejenko, Noemi Schneider, Grigory Sementschuk, Natalka Sniadanko, Oksana Stomina, Olga Stiazhkina, Serhij Zhadan
Ort: wird auf paperbridge.de und in der Tagespresse noch bekannt gegeben
Literaturhaus Berlin
Fasanenstraße 23
10719 Berlin
Telefon 030 8872860
Das Treffen ist öffentlich und wird simultan gedolmetscht.
10:00 Uhr
Kunstaktion – »Single Star«
von Christian Schnurer auf dem Dach des Literaturhaus Berlin.
Begrüßung und kurze Vorstellung der anwesenden Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit Chrystyna Nazarkewytsch, Jurko Prochasko und Verena Nolte
11:00 Uhr
Vortrag – Oleh Kozarew
»Zehn Merkwürdigkeiten der ukrainischen Avantgarde (1910–1930)«
12:00 Uhr
Vortrag / Lesung
Oksana Sabuschko »Der lange Abschied von der Angst«
Moderation und Gespräch: Alexander Kratochvil, Berlin.
15:00 Uhr
Literarischer Spaziergang mit Sebastian Januszewski, Literaturhaus Berlin.
18:00 Uhr
Begrüßung der »Brücke aus Papier« durch MDgin Irmgard Maria Fellner, Beauftragte für Auswärtige Kulturpolitik, Auswärtiges Amt
18:30 Uhr
Ausstellungseröffnung
»o.T.«, Papierarbeiten von Olena Turyanska, Lwiw. Einführung und Gespräch mit der Künstlerin. Moderation: Chrystyna Nazarkewytsch
19:30 Uhr Eintritt: 7 €/4 €
Lesung + Gespräch
Petra Morsbach »Plötzlich ist es Abend« (1995/ukr. 2018) und Taras Prochasko »Neprosti / Die Nicht Einfachen« (2002).
Kerstin Preiwuß »Tödin«, Gedichtzyklus (erscheint 2020) und Juri Andruchowytsch »Пані смерть« (ukr. Fassung von »Tödin«) und »Karpatenkarneval« (1992/dt. 2019).
Bianca Kos »Das Mundstück« (2019) und Serhij Zhadan, »Mesopotamien«, (2014/dt. 2015) und/oder Gedichte aus »Warum ich nicht im Netz bin. Gedichte und Prosa aus dem Krieg« (2016)
11:00 Uhr
Vortrag – Olena Stiazhkina
»Der ukrainische Donbas. Jahre der Unsichtbarkeit und Verwundbarkeit.«
12:00 Uhr
Lesung + Gespräch
Wladimir Rafejenko liest aus »Die Länge der Tage«, Roman 2017
13:00 Uhr
Oksana Stomina »In der Nähe des Krieges«, Gedichte aus Mariupol
19:30 Uhr Eintritt: 7 €/4 €
Szenische Lesung in deutscher Sprache
Natalia Voroschbit »Zerstörte Straßen«
Regie: Eva Diamantstein
Einführung: Lydia Nagel (dt. Übersetzung)
Mit Yuri Gàrate, Judith Diamantstein, Ines Ragnitt, Max Agné, Vincent Venohr, Millary Cortes Tellez, Oda Ulshöfer. Mit freundlicher Genehmigung des Drei Masken Verlags
Förderung
Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland
Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
Kulturreferat der Landeshauptstadt München.
Kooperation
Goethe-Institut Ukraine, Kiew
Generalkonsulat der Ukraine München
Kultura medialna, Dnipro
HALLE 6, München
Halabuda N.G.O., Mariupol
Stadt Mariupol
Platforma Tju, Mariupol
Deutsches Generalkonsulat von Donezk – Dienstsitz Dnipro
Stiftung Lyrik Kabinett, München
Buchhandlung Lehmkuhl, München
Drei Masken Verlag, München
Muffatwerk München
Münchner Volkshochschule
Valentin-Karlstadt-Musäum, München
Literaturhaus Berlin