Erstes Deutsch-Ukrainisches Schriftstellertreffen in der Ukraine
Die Ukraine, das Land, in dem wir mit „Eine Brücke aus Papier“ zu Gast sind, ist in jüngster Zeit vor allem mit beunruhigenden politischen Ereignissen in die Wahrnehmung unserer Öffentlichkeit gelangt. Die Literatur des Landes schlägt eigene Wege ein. In der Zeit des Maidan 2013 und 2014 sind die ukrainischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller in deutschsprachigen Literatureinrichtungen und auf Festivals aufgetreten und haben auf deren Podien von ihren Erfahrungen und Befürchtungen berichtet. Ihre Bücher liegen hochwertig übersetzt in deutschsprachigen Literaturverlagen vor, übertragen aus dem Ukrainischen und aus dem Russischen, der zweiten Landessprache. Sie spiegeln die vielseitige Literaturszene der Ukraine. Dennoch ist in Deutschland die Kenntnis der ukrainischen Geschichte, Sprache und Kultur kaum verbreitet, diese ist aber die Voraussetzung, um einander zu verstehen. Schriftsteller als literarische Botschafter können hier neue Verknüpfungen schaffen. Deshalb haben wir mit den ukrainischen Autoren dieses Projekt ins Leben gerufen. Deutsche Schriftstellerinnen und Schriftsteller werden eingeladen, die Ukraine zu besuchen, dort ihre Kollegen zu literarischem Austausch, Gesprächen und gemeinsamen Auftritten zu treffen und mit dem ukrainischen Publikum in Dialog zu treten.
ALS ORT für die erste Zusammenkunft des Literaturprojekts Eine Brücke aus Papier haben wir uns gemeinsam für Lwiw/Lemberg in der Westukraine entschieden. Lwiw, Lwow, Lemberg, die galizische Hauptstadt, hat eine bewegte Geschichte, in der stets ein wichtiges politisches, religiöses und kulturelles Zentrum war, ein Drehpunkt zwischen West und Ost. Die Stadt gehörte unterschiedlichsten Ländern und Herrschaftsgebieten an. Ihre Bevölkerung setzte sich einst aus vielen Volksgruppen, Armeniern, Polen, Juden, Deutschen, Österreichern und Ukrainern zusammen, die die Stadt prägten und ihr reiches kulturelles Erbe ausmachen. Diese Vielfalt Lwiws wurde in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts dramatisch zerstört, und wir wissen um die deutsche Verantwortung dafür. Seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 konnte sich Lwiw wieder zu einem kulturellen Zentrum und einer modernen Metropole entwickeln. Ihr früherer Vielvölkerstatus ist in Architektur, religiösen Bauten, Kunst und Literatur immer noch gegenwärtig. Diese Stadt und ihre Umgebung, der viele bedeutende Schriftsteller unterschiedlicher Sprachen entstammen und die eine Literaturstadt in ihrem ursprünglichsten Sinne ist, wird dem ersten ukrainisch-deutschen Schriftstellertreffen der Brücke aus Papier eine ideale Gastgeberin sein. In den kommenden Jahren sollen weitere Treffen in ukrainischen Städten und in Deutschland durchgeführt werden.
Deutschland
Andreas Altmann (Lyrik), geb. 1963 in Hainichen/Sachsen, lebt in Berlin.
Sherko Fatah (Prosa), geb. 1964 in Berlin-Ost, lebt in Berlin.
Werner Fritsch (Lyrik, Drama, Prosa), geb. 1960 in Waldsassen / Oberpfalz, lebt in Hendelmühle/Oberpfalz und in Berlin.
Iris Hanika (Prosa), geb. 1962 in Würzburg, lebt in Berlin.
Petra Morsbach (Prosa, Film), geb. 1956 in Zürich, lebt in Starnberg bei München.
Anja Utler (Lyrik), geb. 1973 in Schwandorf/Oberpfalz, lebt in Regensburg und Wien.
Ukraine
Juri Andruchowytsch (Lyrik, Prosa), geb. 1960 in Iwano-Frankiwsk, lebt dort.
Andrej Kurkow (Prosa), geb. 1961, Budugoschtsch, Oblast Leningrad, lebt in Kiew.
Tanja Maljartschuk (Prosa), geb. 1983 in Iwano-Frankiwsk, lebt seit 2011 in Wien.
Halyna Petrosanyak (Lyrik), geb. 1969 in den Karpaten, lebt in Iwano-Frankiwsk.
Jurko Prochasko (Prosa), geb. 1970 in Iwano-Frankiwsk, lebt in Lwiw.
Serhij Zhadan (Lyrik, Prosa), geb. 1974 in Starobilsk, lebt in Charkiw.
Vortragende
Karl Schlögel, geb. 1948 in Hawangen bei Memmingen, Professor em., Historiker und Publizist, zuletzt lehrte er Osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), lebt in Berlin.
Yaroslav Hrytsak, geb. 1960 in Dowhe/Westukraine , Historiker. Professor für Neuere Geschichte an der Ukrainischen Katholischen Universität Lemberg und Direktor des Instituts für Geschichtswissenschaft an der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lemberg. Mitglied der deutsch-ukrainischen Historikerkommission.
Künstlerische Leitung
Verena Nolte, München
Hanne Kulessa
Projektbetreuung
Renata Sakohoess
Fotografie
Taras Gakavchyn
Dolmetscher:innen
Halyna Kotowski
Nadja Hrynyk
Juri Durkot
Übersetzer:innen
Deutsch-Ukrainisch
Jurko Prochasko (Petra Morsbach, Iris Hanika)
Chrystyna Nazarkewytsch (Anja Utler, Werner Fritsch)
Halyna Petrosanyak (Andreas Altmann)
Juri Durkot (Sherko Fatah)
Ukrainisch–Deutsch
Sabine Stöhr (Juri Andruchowytsch)
Claudia Dathe (Serhij Zhadan)
Mediatec Lwiw
vul. Muljars’ka 2 A
79008 Lwiw
Das Treffen wird simultan gedolmetscht.
10.00–13.00 Uhr
Begrüßung und Einführung:
Verena Nolte und Hanne Kulessa
Vorstellung der Autoren
Lesungen (ukrainisch / deutsch)
15.00 Uhr
Einführungsreferat: Karl Schlögel
Das Verhältnis Ukraine – Russland – Deutschland
16.00 Uhr
Impulsreferat zur Geschichte der Ukraine: Yaroslav Hrytsak
Diskussion
18.30 Uhr
Ende
10.00-13.00 Uhr
Führung der Teilnehmer durch Lwiw mit Jurko Prochasko
15.00–18.00 Uhr
Vortrag – Juri Andruchowytsch
„Die jüngsten Enthüllungen, oder Karl Marx revisited“
Diskussion
20.30 Uhr
Lange Lesenacht
mit allen Autoren des Treffens
Ort: Theater der Jugend
vul. Hnatyuka 11
79008 Lwiw
10.00–14.00 Uhr
Exkursionsprogramm in und um Lemberg
16.00 Uhr
Jurko Prochasko:
Exkurs Sprache und Literaturgeschichte der Ukraine. Literarische Übersetzung ins Ukrainische/ ins Deutsche
18.00 Uhr
Resümee des Treffens, Planung weiterer Treffen
19:00 Uhr
Ende
Förderung
Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland
Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Kooperation
Verlegerforum Lwiw und Kulturreferat der Stadt Lwiw.